Warum meine Drehorgel(n)?

 

Drehorgeln (etwas respektlos auch Leierkasten genannt) sind Echtklanginstrumente. Die Töne werden durch Holz- und/oder Metall-Pfeifen produziert. Während bei elektronischer Musik alle Töne aus einer einzigen Tonquelle - dem Lautsprecher - kommen, hat die Drehorgel für jeden einzelnen Ton eine eigene Quelle: die verschiedenen Orgelpfeifen. Im Lautsprecher ist die Produktion aller Töne und Frequenzen auf eine Stelle konzentriert, die verschiedenen Töne werden an einer Stelle, an einem Punkt "gemischt". In einer Drehorgel wird jeder Ton an einer anderen Stelle produziert und so die Musik im Raum "gemischt". Das Ergebnis ist immer ein ganz anderer, ein sehr natürlicher und lebendiger Klang.

 

Die Erfindung und Entwicklung von Pfeifenorgeln ist begründet in der Erkenntnis, dass die Existenz eines Orchesters mit mehreren oder gar vielen verschiedenen Instrumenten abhängig ist von der Anzahl der Musiker, die diese Instrumente spielen. Je größer und umfangreicher ein Orchester sein soll, desto schwieriger wird seine Realisierung.

 

Die Pfeifenorgel ist der erfolgreiche Versuch, ein Orchester zu imitieren. Dazu dienen die verschiedenen Register. Ein Register besteht aus einer Reihe von Pfeifen, die alle einheitlich wie ein 'normales' Musikinstrument klingen. Die verschiedenen Register einer Pfeifenorgel haben alle einen anderen Klang, der verschiedenen Instrumenten nachempfunden ist. Da gibt es Violinen, Flöten, Posaunen und viele andere mehr. Der Organist kann nun beim Spielen verschiedene Register ein- oder ausschalten und somit die Anzahl der verschiedenen Klangfarben und damit indirekt die Anzahl der verschiedenen Instrumente in seinem "Orchester" bestimmen.

 

Das alles trifft im Prinzip auch auf eine mobile Drehorgel zu. Größere Drehorgeln haben durchaus mehrere schaltbare Register, die es ermöglichen, während des Spielens verschiedene und wechselnde Klangfarben erklingen zu lassen. Meine Drehorgel hat fünf schaltbare Pfeifenregister und als sechstes ein Glockenspiel. Alle Möglichkeiten ausgenutzt ergeben sich dadurch 21 verschiedene Klangvariationen. Das macht aus dem allgemein bekannten "Leierkasten" eine Konzertorgel mit vollem und rundem und abwechslungsreichem Sound.

 

Dazu kommt ein weiterer wichtiger Pluspunkt: Eine Drehorgel ist nicht auf das Vermögen von zwei menschlichen Händen angewiesen, weil sie keine Klaviatur hat. Eine Drehorgel ist als mechanisches Musikinstrument immer in der Lage, alle vorhandenen Töne gleichzeitig zu spielen. Der Arrangeur hat also die Möglichkeit, Bass, Melodie, Gegenmelodie, Begleitung, Rhythmus und weitere musikalische Elemente jederzeit gleichzeitig einzusetzen, wozu man bei einem Tasteninstrument vier fünf oder mehr Hände benötigen würde. So kommt es dazu, dass eine Drehorgel ab einem gewissen Tonumfang immer mehrere, gleichzeitig spielende Musiker ersetzt.

 

Bei normalen Drehorgeln mit 20 oder 26 Tönen ist dieser Vorteil nicht sehr groß. Der relativ kleine Tonumfang lässt nur sehr eingeschränkte Arrangements zu. Viele Melodien sind durch ihre Tonkomplexität gar nicht möglich. Doch wenn eine Drehorgel - so wie die meine - 48 Töne (das sind vier komplette Oktaven) hat, ist dem Arrangeur alles möglich. So kann ich heute mit diesem Instrument Melodien arrangieren und spielen, die man zuvor nie auf einer Drehorgel hören konnte. Ein Blick in meine Melodienliste macht dies offensichtlich. Damit ist der alte "Leierkasten" perdu.

 

Ein an meine Orgel angebautes Schlagzeug, das durch Über- oder Unter-Luftdruck bewegt wird, sorgt für den richtigen Takt und Rhythmus. Damit ist meine Drehorgel kein Leierkasten "alter Schule", sondern eine Konzertorgel, eine echte Musikkapelle, mit der ich abendfüllend Tanz- und Unterhaltungsmusik spielen kann.

weitere Infos unter www.ullrichschaefers.de